Es ist Sonntag, der 18. April. Wir waren mutig und haben einen Flug nach Lanzarote gebucht. Wir hoffen, dass der Flug nicht wie bisher wieder annuliert wird und wir trotz der Corona Pandemie endlich zurück aufs Boot kommen. Voller Vorfreude fahren wir am Freitag nach Tübingen zum für die Einreise nach Spanien obligatorischen Corona-Test und erhalten am Tag darauf unser negatives Testergebnis per Email. Der Flug findet dann auch statt, wenn auch nicht wie gebucht ab Frankfurt sondern ab Düsseldorf. Aber egal. Der ICE bringt uns direkt von Stuttgart zum Düsseldorfer Hauptbahnhof, von dort geht es im Regional Express weiter zum Flughafen.
Der Flughafen ist wie ausgestorben. Nur an drei einsamen Schaltern hat sich ein wackeres Häufchen zum Check-In nach Lanzarote versammelt. Unsere zuvor online ausgefüllte Einreiseanmeldung wird sorgfältig geprüft und für gut befunden, dann halten wir die ersehnten Bordkarten in Händen. Bald sitzen wir in der Maschine, die uns pünktlich nach Arrecife bringt. Mit dem online gebuchten Mietwagen fahren wir zur Marina Rubicon und finden Dude wohlbehalten und frisch geputzt vor (Danke Alois!). Wir haben es geschafft und sind einfach nur froh nach acht langen Monaten wieder hier zu sein.
Wir haben viel zu tun. Obwohl unsere Freunde Carlos und Julia und auch Alois und Brigitte während unserer Abwesenheit nach Dude geschaut und regelmäßig den allgegenwärtigen Sand Lanzarotes vom Schiff gewaschen haben, ist der bräunliche Staub der Insel in jede Ritze gedrungen. Olaf steigt sogar ganz nach oben in den Mast um unser Rigg von der bräunlichen Dreckschicht zu befreien. Dann setzen wir die Segel, bauen unseren Sonnenschutz auf, verproviantieren uns neu und arbeiten eine schier endlose TO-DO Liste ab.
Bei den Vulkanen
Doch es bleibt auch Zeit für Ausflüge. Eine schöne Wanderung führt uns ins Herz der einzigartigen Vulkanlanschaft Lanzarotes. Der Wanderweg führt durch bizarre Lavafelder zum Krater des Vulkans Montana Blanca. Wir umrunden den Krater und besteigen den Nebengipfel. Dann wandern wir zurück in den Ort Macha Blanca, wo wir unseren Mietwagen geparkt haben.
Es sind nur sehr wenige Touristen auf der Insel. Obwohl die Einreise mit negativem PCR-Test problemlos möglich ist, sind viele Hotels noch geschlossen und die ansonsten quirlige Uferpromendade von Playa Blanca ist verwaist. Die Restaurants und Geschäfte sind trotzdem alle geöffnet und so verbringen wir einen schönen Abend im Casa Pedro. Wir sitzen in der milden Abendluft auf der Terrasse direkt am Meer und essen die von Olaf lange ersehnte Paella. Zusammen mit einem anderen Paar sind wir an diesem Abend die einzigen Gäste.
Los Lobos
Schließlich ist Dude segelfertig, die TO DO Liste ist erledigt und wir verlassen den Hafen. Bevor wir zu unserem nächsten Ziel, Porto Santo, segeln, wollen wir die schönen Ankerplätze und das klare Wasser hier genießen. Wir setzen das Vorsegel und gleiten bei leichtem Wind hinüber nach Fuerteventura. Dort angekommen ankern wir vor dem vorgelagerten Inselchen Los Lobos. Los Lobos steht weitgehend unter Naturschutz, nur eine Handvoll Menschen lebt dort ständig. Täglich bringt eine Fähre und diverse Ausflugsboote Tagesgäste auf die Insel mit ihrem schönen Strand. Musik schallt dann über die Bucht, Jetskis rasen um unser Boot, es ist erst einmal vorbei mit der Idylle. Am Nachmittag, wenn das letzte Boot abgelegt hat, kehrt dann wieder himmlische Ruhe am Ankerplatz ein.
Ein Rundweg führt auf Sandpfaden über die Insel. Wir nutzen die Gelegenheit und wandern früh am Morgen. Vor der Ankunft der ersten Ausflugsboote haben wir die Insel ganz für uns alleine.
Papagayo
Nach einigen Tagen auf Los Lobos kreuzen wir gegen einen frischen Nordwind zurück nach Lanzarote.
Der Anker fällt an einem unserer Lieblingsplätze, den Papagayo Stränden. Wir liegen gut geschützt am vordersten der Strände, dem Playa Mujeres. Wir bleiben erst einmal hier und genießen das schöne Wetter, lesen, baden, paddeln mit dem Kajak. Dude wird zum „Ferienboot“. Unser Wassermacher verwandelt Salzwasser in 20 Liter erstklassigen Süßwassers pro Stunde, die Solarpaneele produzieren mehr Strom als wir benötigen, wir sind autark. Wenn unser Obst und Gemüse aufgegessen ist oder wenn wir grillen möchten, fahren wir mit dem Dinghi in die nächste Bucht. Von dort sind es nur zehn Gehminuten zum Super Dino Supermarkt mit all seinen Köstlichkeiten.
Unterbrochen wird die Idylle nur von zwei Tagen mit stürmischen Winden und ruppiger See. In Böen bläst es mit Windstärke 8. Doch unser Anker hat sich tief in den Sand gegraben und wir können ruhig schlafen. Von Bord gehen wir in dieser Zeit allerdings nicht.
Ein letztes Mal Rubicon
Als die Wettervorhersage erneut Sturm ankündigt, fahren wir am 22. Mai zurück in die nahe Marina Rubicon. Während es windet, wollen wir unser Boot noch einmal auf Vordermann bringen und einkaufen, bevor wir uns auf den Törn nach Norden machen. Zudem kommt unser Freund Uwe hier an, um ein Boot von Freunden von Lanzarote über die Azoren nach Deutschland zu überführen. Wir freuen uns sehr darauf, ihn wiederzusehen.
Gleichzeitig mit Uwe laufen wir am 1. Juni aus und ankern noch einige Tage. Die Passage von Lanzarote nach Porto Santo bedeutet eine harte Segelei, 280 Seemeilen immer hoch am Wind gegen den südwärts setzenden Kanarenstrom und die vorherschenden Winde. Schönwettersegeln geht anders. Täglich verfolgen wir den Wetterbericht und hoffen auf moderate Bedingungen. Als am 7. Juni für die nächsten Tage ein einigermaßen günstiger Wind aus nordöstlicher Richtung vorhergesagt wird brechen wir auf. Vier Tage werden wir bis Porto Santo unterwegs sein.