Aufbruch in die Karibik
Die Bevorratung nimmt noch einen Teil des Dezembers in Anspruch. Alle Stauräume werden gefüllt. Die Karibik soll sehr teuer sein – aber wir sind gerüstet.
Am 13. Dezember ist es endlich so weit. Wir legen ab und nehmen Kurs auf die westindischen Inseln. Geplanter Landfall: Barbados. Rund 3000 Seemeilen und die Überquerung des Atlantiks liegen vor uns. Die klassische Passatroute der wir folgen, hat sich seit Kolumbus´ Zeit nicht groß verändert. Um die Passatwinde optimal zu nutzen segelt man zunächst nach Süden “bis die Butter schmilzt”, auf Höhe der Kapverdischen Inseln wird der Kurs auf west geändert, bis der Landfall in den West Indies erfolgt. Wir sind sehr aufgeregt und freuen uns auf die kommenden Abenteuer.
Lanzarote und die vertraute Marina Rubicon verschwinden langsam im Kielwasser. Wir segeln entlang der Küste von Fuerteventura als eine sternenklare, mondhelle Nacht anbricht – ein einmaliges Gefühl von Freiheit breitet sich in uns aus.
Die ersten Tage kommen wir zügig voran. Dude segelt bei einem steifen Nordost mit Rumpfgeschwindigkeit in Richtung Kapverden. Das Steuern besorgt einwandfrei unsere “Windpilot” Pacific, eine mechanische Selbststeueranlage, sodass wir unsere Tage ohne die Knechtschaft des Rudergehens verbringen können.
Bald ist die Freude am schnellen Segeln jedoch vorbei. Die Fahrt verlangsamt sich zunehmend und bald sitzen wir in einer Flaute fest. Ohne Wind schlagen die Segel und Dude schaukelt in der Dünung, unsere Nerven liegen blank. Wir erkennen, warum Flauten fast genauso gefürchtet sind wie Stürme. Irgendwann kommt der Wind zurück, Dude zieht unbeirrt seine Bahn. Ab und zu ziehen Squalls an uns vorbei, engbegrenzte Wolkenhaufen, die Wind und starken Regen mit sich führen.
Bordroutine
Bei uns kehrt Bordroutine ein. Wir kochen, schlafen, navigieren, schreiben Logbuch, funken oder emailen via Pactor, halten das Boot in Ordnung, lesen oder schauen einfach auf das unendliche Meer, das uns umgibt. Langeweile kommt nicht auf. Kaum haben wir nach Sonnenaufgang gemütlich zusammen gefrühstückt, ist es auch schon wieder Zeit für den Sundowner (natürlich alkoholfrei) und das gemeinsame Abendessen.
Nach dem Abendessen zieht sich Dany in die Koje zurück, während Olaf seine erste Wache angeht. Die Nächte auf See, der unendliche Sternenhimmel und Dude, der in einer Schleppe leuchtenden Planktons ruhig nach Westen zieht, werden für uns beide unvergesslich bleiben. Manchmal kommen Delfine ans Boot, wir hören nur ihr Atmen. Nachts wechseln wir uns alle drei Stunden mit der Wache ab, denn Dude segelt niemals alleine. Wir sichten auch ab und an einen dicken Pott, allerdings kommt uns keiner gefährlich nahe. Einmal taucht in dieser Wasserwüste plötzlich ein Segel auf. Wir haben Funkkontakt mit der anderen Yacht. Es sind Kanadier, die ihre Weltumsegelung fast vollendet haben und auch Kurs auf Barbados nehmen. Den ganzen Tag haben wir Blickkontakt, am nächsten Morgen sind wir wieder alleine.
So vergehen die Tage und wir verlieren das Gefühl für die Zeit. Weihnachten naht bereits. Am 12. Tag der Atlantiküberquerung ist Heilig Abend. Als Weihnachtsessen gibt es eine leckere selbstgemachte Lasagne, dazu trinken wir ausnahmsweise einen unserer guten Bordeaux Weine, die wir noch von zuhause haben. Dann packen wir kleine Geschenke von Freunden und Familie aus. Die Nacht ist ruhig und windstill.
Silvester feiern wir ebenfalls auf See. Nach dem Genuß von Linsen mit Spätzle an Saitenwürstle legt Olaf eine CD mit Partymusik ein. Wir drehen die Boxen auf , tanzen zum “Goggola” und den “Händen zum Himmel”, kurzum benehmen uns einigermaßen kindisch und albern. Silvester ist der 19. Tag unserer Atlantiküberquerung, wir werden noch 7 weitere Tage auf See sein bevor wir schließlich wohlbehalten Barbados erreichen.