Die kleine Insel ist nur einen Tagesschlag von Madeira entfernt aber unterschiedlicher könnten die beiden Schwestern nicht sein. Während Madeira in grüner Üppigkeit wuchert, präsentiert sich Porto Santo baumlos, braun und karg. Für eine Sache wird Porto Santo von den Madeirensern jedoch heftig beneidet: Um den 9 Kilometer langen goldensandigen Traumstrand, der sich entlang der gesamten Südküste der Insel erstreckt und langsam im azurblauen Atlantik ausläuft.
Der Strand beginnt beim Hafen direkt an unserem Ankerplatz, umschließt Vila Baleira, den kleinen Hauptort der Insel, und endet schließlich bei Calheta im Westen.
Um einen Eindruck von Porto Santo zu bekommen machen wir eine Inselrundfahrt mit dem Open Air Bus. Der Bus hält an den Haupt- Aussichtspunkten der Insel und wir können ohne vorher zu schwitzen Fotos aus der Vogelperspektive machen. Die Fahrt ist bei der nur 42 Quadratkilometer großen Insel kein Tagesprogramm und so sind wir bald wieder in Vila Baleira.
Bis in die 50er Jahre des letzten Jahrhunderts war Porto Santo nur mit der Fähre von Madeira aus erreichbar. Dann kam 1960 mit der Eröffnung des Nato Flughafens, der auch für die Zivile Luftfahrt genutzt wurde, die Wende. Die Landebahn nimmt gefühlt die Hälfte der Inselfläche ein und ist so lang, dass auch die Mittelstreckenflieger aus Europa hier landen können. Trotzdem pendelt die Fähre „Lobo Marinho“, die „Mönchsrobbe“, auch weiterhin zwischen Vila Baleira und Funchal und bringt Ausflügler von Madeira auf die Insel.
Beach Life
Die gesamte Insel gibt sich einem lässigen Beach Livestyle hin, dem wir uns sofort anpassen. Flipflops, Shorts und T-Shirt sind angesagt, man lebt hier im entspannten Sonne & Strandmodus. Es herrscht eine besondere Atmosphäre: Zwar säumen einige Hotels den Strand aber der Massentourismus hat hier noch keinen Einzug gehalten. Das Leben plätschert sehr gemächlich dahin. Neuer Treffpunkt Vila Baleiras ist der frisch eröffnete Pingo Doce Supermarkt mit seiner schönen Cafeteria, in der man sich vor dem Strandgang stärkt.
Im einstigen Land der Drachenbäume
Als der portugiesische Entdecker Joao Goncalves Zarco 1418 im „Heiligen Hafen“ Schutz suchte und Porto Santo für Portugal in Besitz nahm, war die gesamte Insel von Drachenbaumwäldern und üppiger Vegetation bedeckt. Es dauerte nicht lange bis alle Drachenbäume abgeholzt waren und der Boden erodierte. Nichts erinnert daran, wie die Insel einst ausgesehen hat. Mit den Folgen lebt man noch heute. Der Versuch der Erosion durch Aufforstung mit schnell wachsenden Kiefern und Zypressen entgegenzuwirken zeigt bisher nur mäßigen Erfolg. Die einstigen Drachenbaumwälder und der ursprüngliche Charakter der Insel sind wohl für immer verloren. Wir haben auf der Insel zwei oder drei Drachenbäume gesehen, wie Museumsstücke gehegt und auf öffentlichen Plätzen Vila Baleiras ausgestellt. Porto Santo als frühes Mahnmal der Zerstörungskraft des Menschen.
Mauerkunst
Wie auch in Horta auf den Azoren, ist es bei den Seglern Tradition, eine Erinnerung an Schiff und Reise auf der Hafenmauer von Porto Santo zu hinterlassen. Die gesamte Hafenmauer ist so zur Open-Air Galerie geworden, über und über mit den Kunstwerken der hier gewesenen Schiffe und ihrer Besatzungen bedeckt.
Auch wir wollen unseren Beitrag leisten und DUDE hier verewigen. Als Ex Kunst LK-lerin fällt mir diese Aufgabe zu. Im Ort kaufen wir zwei Dosen Farbe und ich mache mich ans Werk:
Zu Fuß entlang der Küste
Wir nehmen uns eine Wanderung entlang der Küste vor. Auf schmalen Pfaden geht es in den Osten der Insel und dann weiter nach Porto de Frades. Durch das Inselinnere und über die Aussichtspunkt Miradouro da Portela wandern wir zurück zum Ankerplatz. Insbesondere der Weg vom Miradouro hinunter zum Hafen ist nicht gekennzeichnet und so braucht es einige Zeit bis wir uns zum Boot durchgeschlagen haben. Auf der wunderschönen Wanderung sind wir alleine. Im Vergleich zu Madeira ist Porto Santo als Wanderparadies eher unbekannt.
Anker auf
Nach 10 Tagen auf Porto Santo haben wir die Insel für uns entdeckt und uns zieht es weiter hinüber zur großen Schwester Madeira. Am 13. August gehen wir Anker auf und segeln in einem Tagestörn nach Madeira. Das nächste Kapitel unserer Reise beginnt.