Ponta de Sao Lourenco, der karge Osten
Unser erster Ankerplatz entspricht so gar nicht der Vorstellung die wir von Madeira haben. Statt üppig und grün präsentiert sich die Baia d`Abra im Osten der Insel braun, karg und baumlos. Wir fühlen uns an Porto Santo erinnert.
Der Ankerplatz ist jedoch spektakulär. Vor steilen Felsen fällt unser Anker auf 8 Meter Wassertiefe ins tiefblaue Meer. In der Nachmittagssonne leuchtet die Steilküste in allen Braun- und Ockertönen. Nur zwei weitere Segelboote ankern neben uns. Schön hier, finden wir.
Einziger Wermutstropfen: Heftige Fallböen fauchen über die Steilklippen. Gerade noch dümpelt Dude friedlich am Anker, dann fegt es auch schon mit der Gewalt eines Düsenjets über uns hinweg. Sekunden später ist der Spuk auch schon wieder vorbei und der Wind fächelt wieder lau. Nachts ist es so böig, dass wir die Luken komplett schließen müssen. Unser zuverlässiger Bügelanker hat sich gewohnt tief in den Sandgrund eingegraben und wir schlafen ruhig. Als wir jedoch am nächsten Tag zur Mastspitze hochschauen ist von unserem dort fest verschraubten Windanzeiger nichts mehr zu sehen. Den hat es einfach fortgeweht.
Unter Wasser
Mit dem Dinghi fahre ich zur Steilküste uns schnorchle entlang der Klippen. Ich bin begeistert von der unberührten Unterwasserwelt, den Höhlen, den Unterwasserfelsen, den Fischen. In den Felsen brüten Seeschwalben, riesige rote Krabben sonnen sich auf den Steinen knapp über dem Wasser. Ich kann mich einfach nicht losreißen. Schnatternd und frierend komme ich irgendwann zu Dude zurück, trotz des langen Neoprenanzugs, den ich mir extra noch bei Decathlon gekauft habe.
Funchal
Der Jachthafen von Funchal liegt im Herzen der Stadt. Er ist voll belegt mit den Booten der Einheimischen und verfügt nur über einige wenige Gastliegeplätze. Wir wollen unbedingt dorthin. Einzige Alternative auf Madeira ist die Marina Quinta do Lorde im Osten der Insel, neu und steril inmitten eines künstlichen Luxusresort, 30 Kilometer von Funchal entfernt im Nirgendwo – dort wollen auf keinen Fall sein. Von anderen Seglern haben wir gehört, dass es einiges Glück braucht um einen der begehrten Plätze im Stadthafen von Funchal zu ergattern.
Mit einiger Anspannung nähern wir uns dem Hafen. Angemeldet haben wir uns erst gar nicht, dann können wir schon keine Absage bekommen. Wenn wir erst mal da sind, so unser Kalkül, wird sich schon ein Plätzchen für uns finden. Wir haben Glück. An der Mole ist ein Gästeplatz frei und schon bald haben wir festgemacht. Uns fällt gerade noch rechtzeitig ein, dass der Tidenhub hier bis zu zwei Meter beträgt und wir den Festmacherleinen entsprechend Spiel geben müssen. Ansonsten wäre Dude bei Ebbe im wahrsten Sinne des Worten in den Seilen gehangen.
In Funchal wird es uns nicht langweilig. Ein mehrtägiges Weinfest, Autorennen, Auftritte von Folkloregruppen, Open Air Konzerte – in Funchal ist immer Programm und wir sind dabei. Von unserem Liegeplatz sind es auch nur ein paar Schritte ins Stadtzentrum.
Mercado dos Lavradores
Immer wieder zieht es uns zur Markthalle, dem Mercado dos Lavradores. Hier versammelt sich die gesamte Üppigkeit der Insel. Tropische Früchte, Obst, Gemüse, Bananen – alles wächst und gedeiht im milden Klima Madeiras. Jetzt, Anfang September, haben gerade Mangos und Maracujas Saison. Tütenweise schleppen wir die Köstlichkeiten an Bord. Die Bordküche zaubert gedünstete Pimpinella und andere exotische Gerichte.
Mein Tag
Ich liebe Gärten und träume heimlich von einer Gartenreise nach England. Deshalb möchte unbedingt einen der berühmten botanischen Gärten Madeiras besuchen. Die Engländer haben ihre Gartenkunst im 19. Jahrhundert auch nach Madeira gebracht und im milden atlantischen Klima sind üppige prächtige Gärten und Landschaftsparks entstanden.
Olaf hingegen findet das ganze Gartenzeugs nur mäßig spannend und so nehme ich mir einen Tag frei um den Monte Palace Tropical Garden zu besuchen. Mit dem Bus fahre ich von Funchal steil bergauf in den alten Villenvorort Monte. Der Garten liegt hoch über dem Meer und umgibt das frühere Luxushotel Monte Palace. Das Gelände wurde in den 1980er Jahren von dem Madeirenser Unternehmer und Mäzen Jose Bernardo gekauft. Er hat den Monte Palace Tropical Garden seiner Heimatinsel zum Geschenk gemacht und der Garten ist heute für jedermann gegen ein Eintrittsgeld zugänglich.
Galerie
Wanderlust Madeira
Wir haben uns besonders auf das Wanderparadies Madeira gefreut und können es kaum erwarten unsere Wanderschuhe herauszuholen. Dude dient uns als Basislager und ausgerüstet mit dem Rother Wanderführer brechen wir auf. Gleich mehrere Tagestouren führen uns entlang üppig grüner Levadas und durch das bergige Herz der Insel. Die Wanderungen sind unfassbar schön und der absolute Höhepunkt unserer Zeit auf Madeira. Ich finde daher, sie haben ihren eigenen Beitrag verdient.
Demnächst mehr dazu.