Ilhas Desertas: 14.-15. September 2019
Die Ilhas Desertas liegen nur ca. 20 Meilen von Funchal entfernt. Von der Baia d`Abra konnten wir die schroffen Bergrücken der drei Desertas Inseln gut sehen. Die Inselgruppe steht unter strengem Naturschutz und ist Rückzugsgebiet der letzten frei lebenden Mittelmeer-Mönchsrobben, der Lobos Marinhos. Die Kolonie soll etwa 25 der weltweit noch 350 frei lebenden Tiere umfassen. Da müsen wir hin.
Der Zugang zur Insel ist zum Schutz der Robben streng limitiert. Vor der Hauptinsel Deserta Grande gibt es zwar einen Ankerplatz, die Carga da Lapa, hin darf man aber nur mit vorheriger Genehmigung der Naturschutzbehörde. Wir registrieren uns im Internet auf der Behördenseite und beantragen die Genehmigung. Leider ist alles auf portugiesisch. Mit viel Geduld, raten und der Leo Übersetzungs-App gelingt es schließlich und wir erhalten die Genehmigung für eine Nacht. Vom 14. auf den 15. September dürfen wir hin.
Carga da Lapa, Deserta Grande
Morgens nach dem Frühstück verlassen wir den Hafen von Funchal, setzen die Segel und sind am frühen Nachmittag da. Schroff erheben sich Felswände über der Bucht, davor ein kleines Riff. Der Ankergrund ist von Felsbrocken durchzogen und wird schnell sehr tief, nicht gerade ideal. Zwei Ausflugsboote liegen an Bojen und Schnorchler sind im Wasser. Wir schauen uns ratlos an: Wie sollen wir unter diesen Bedingungen ankern? Da sehen wir eine kleine orangefarbene Boje und sie ist frei. Sie ist zu klein für die Ausflugsboote aber groß genug für unsere 6 Tonnen Bootsgewicht. Nach einigen Versuchen gelingt es uns an der Boje festzumachen und wir liegen sicher für die Nacht.
Wir haben uns gefragt ob wir die Robben tatsächlich sehen werden. Warum sollten sie sich gerade in der einzigen Bucht aufhalten, in der die Menschen auf sie warten? Als wir uns umschauen ist die Frage schnell beantwortet. Kleine Inseln, wie halbrunde Riesenkiesel sind im Wasser sichtbar. Die Kiesel bewegen sich – die Robben sind da. Mindestens 10 der Tiere tummeln sich zutraulich im Wasser. Sie kommen ohne Scheu ganz nahe an unser Boot heran. Immer wieder tauchen die Robben für mehrere Minuten unter. Ein lautes Prusten und Schnauben verrät dann, wann das Tier wieder oben ist. Wahnsinn!
Auf Du und Du mit den Lobos
Die Ausflugsboote legen bald ab und wir sind allein mit einem weiteren Boot. Ich ziehe den Neoprenanzug an und gehe mit Schnorchel und Taucherbrille auf Expedition. Zunächst schnorchle ich nur an der Felsküste entlang. Von den Lobos Marinhos halte ich respektvollen Abstand, bin mir nicht sicher wie sich diese wilden Tiere gegenüber Menschen verhalten. Doch dann sehe ich wie die beiden französischen Jungs vom Nachbarboot mit den Robben schwimmen. Die Tiere scheint das nicht weiter zu stören, im Gegenteil, sie beäugen die komischen Wesen mit ihren bunten Flossen und Badehosen interessiert und kommen von sich aus ganz nah heran. Das will ich nicht verpassen und ich traue mich jetzt doch. Aus unmittelbarer Nähe kann ich die Lobos beobachten. Sie schauen mich mit ihren großen runden Augen an, dann tauchen sie sanft ab, liegen entspannt am Meeresgrund und kratzen sich den Rücken oder gleiten müßig dahin. Chillen a la Mönchsrobbe. Ich bin etwa eine Stunde im Wasser, dann ist es mir zu kalt.
Gerade als ich abgetrocknet bin kommen die Park-Ranger in ihrem Schlauchboot heran und kontrollieren unsere Genehmigung. Sofort sind die Robben beim Schlauchboot. Man kennt sich offensichtlich. Vielleicht fällt ja auch ab und zu ein Fisch ab und die Robben sind deshalb zur Freude der Besucher so gerne hier in der Bucht. Wer weiß…
Der Tag geht viel zu schnell vorbei. Als wir am nächsten Morgen aufwachen sind die Robben fort. Nach dem Frühstück klaren wir auf und setzen die Segel. Unser nächstes Ziel sind die Kanarischen Inseln. Wir wollen zur 250 Seemeilen entfernten Insel La Graciosa, nördlich von Lanzarote. Zwei Tage werden wir unterwegs sein.