Gerade als wir auf Formentera unseren Anker aus dem Grund ziehen, bricht ein Gewitter mit Blitz, Donner und Böen über uns herein. Formentera verschwindet in einer Regenwand und die Sicht ist gleich Null. Zu unserem Nachttörn ins 150 Seemeilen entfernte Cartagena starten wir völlig durchnässt.
In der Nacht flaut der Wind ab und wir werfen die Maschine an. Schon nach kurzer Zeit beginnt unser Motor erneut zu stottern und stribt schließlich ab – und das obwohl wir Dieselleitung und Filter doch erst in Mahon gereinigt hatten. Jetzt reicht es uns. Wir umgehen den offensichtlich verdreckten Tank indem wir die Diesel Zu- und Rückleitung vom Tank trennen und beide Schläuche direkt in einen Diesel-Ersatzkanister mit sauberem Diesel stecken. Dieser wird wiederum mit weiteren Ersatzkanistern über eine elektrische Pumpe nachgefüllt.
Diese Tank-Ersatzkonstruktion erweist sich als zuverlässig und unsere Maschine schnurrt zufrieden. Das Provisorium haben wir für den Rest der Saison im Einsatz. Über den Winter wollen wir uns in Ruhe um die Reinigung unseres Haupttanks kümmern.
Gegen Morgen frischt der Wind auf und begleitet von Regenschauern und Böen können wir die restlichen Meilen nach Cartagena segeln.
In Cartagena
In Cartagena gibt es zwei Häfen. Wir entscheiden uns für den Yacht Port Cartagena, der mit Zugangskontrolle versehen etwas abseits der zentralen Uferpromenade liegt.
Auf Grund des rundum geschützten Naturhafens und ihrer strategisch günstigen Lage, war die Bucht von Cartagena schon immer ein bedeutendes Handelszentrum im Mittelmeer. Phönizier, Karthager, Römer und Araber haben hier gelebt und ihre Spuren hinterlassen.
Ein Highlight ist das römische Theater. Obwohl sich die antike Stätte direkt im Zentrum Cartagenas befindet, wurde das Theater erst 1990 bei Bauarbeiten durch Zufall wiederentdeckt. Alle Häuser die auf den Ruinen des Theaters standen wurden abgerissen und seither finden hier Ausgrabungen statt. Ich besichtige das 2008 eröffnete dazugehörige Museum des spanischen Architekten Rafael Moneo und bin begeistert. Moderne Architekturelemente wurden genial mit den antiken Überresten verzahnt. Mehr dazu hier.
Nach einer Woche in Cartagena lösen wir die Leinen. Entlang der Küste ziehen wir weiter durch das Alboranmeer.
Gibraltar und La Linea
Am 22. September erreichen wir Gibraltar. Seit wir 2007 das letzte Mal hier waren ist in La Linea eine moderne, neue Marina entstanden, die uns von vielen Seglern empfohlen wurde.
Wir beschließen daher auf der spanischen Seite in La Linea zu bleiben und ersparen uns das obligatorische Einklarieren in Gibraltar.
Von La Linea aus gehen wir in 15 Minuten zu Fuß über die Grenze, überqueren das Rollfeld des Flughafens und sind auch schon in Gibraltar.
An einem wolkenlosen Tag wandern wir bei sengender Hitze hinauf zum Rock. Es gibt auch eine Seilbahn hinauf zum Gipfel. Als wir aber die endlosen Warteschlangen sehen, gehen wir lieber zu Fuß.
Oben werden wir mit einem grandiosen Weitblick über die Bucht von Algeciras und über die Straße von Gibraltar bis hinüber nach Afrika belohnt.
In La Linea lockt uns die Markthalle. An den Ständen werden Fisch und Meeresfrüchte in Hülle und Fülle verkauft. In kleinen urigen Bodegas gibt es leckere Tapas und dazu einen gut gekühlten Manzanilla Sherry.
Der Oktober naht und wir wollen weiter nach Portugal. Für den 29. September sind optimale Segelbedingungen in der Straße von Gibraltar vorhergesagt. Auf vielen Booten beginnen die Reisvorbereitungen. Die meisten Yachten segeln von hier aus direkt zu den etwa 600 Seemeilen entfernten Kanarischen Inseln. Sie werden knapp eine Woche auf See sein. So auch unsere Freunde Martina und Uli mit ihrer Baradal. Den Sommer über haben wir viele gemeinsame Stunden verbracht, jetzt müssen wir uns verabschieden. Die Beiden wollen noch in diesem Jahr in die Karibik segeln während wir den Winter in Portugal verbringen werden.
Um 9.00 Uhr morgens, zum idealen Zeitpunkt, drei Stunden nach Hochwasser Gribraltar brechen wir auf. Wind und Strom sind mit uns. Wir setzen die Segel und fahren hinaus in den Atlantik.