Über unsere Streckenplanung
Als wir zuhause unsere Reise nach Südfrankreich planten, haben wir erschrocken festgestellt, wie weit der Umweg über Mosel und Vogesenkanal ist. Die Fahrt nach Süden über den Rhein-Rhône-Kanal wäre doch um so vieles kürzer. Doch bei Mannheim ist die Strömung des Rheins so gewaltig, dass wir mit unseren 27 PS rückwärtsfahren würden . Auf unserer ersten Reise mussten wir auf der Höhe von Speyer aufgeben – wir standen auf der Stelle. Damals hat uns ein Freund mit seinem Motorboot geschleppt, ansonsten hätten wir es nicht bis zur Einfahrt in den Rhein-Rhône-Kanal bei Mühlhausen (Niffer) geschafft.
Eine Schlepphilfe ist dieses Mal nicht in Sicht und so machen wir aus der Not eine Tugend. Wir freuen uns darauf, neues zu entdecken und langsam in unser neues Leben zu gleiten. Der Weg ist das Ziel und wir haben schließlich den ganzen Sommer Zeit.
Deutsches Eck, Koblenz
Unterwegs auf der Mosel
Am 22. Juli runden wir das Deutsche Eck und biegen unter dem strengen Blick von Kaiser Wilhelm in die Mosel ein. So viele Reisen in alle Welt haben wir unternommen aber hier, direkt vor unserer Haustüre, waren wir noch nie. Über 360 Kilometer wollen wir dem Lauf der Mosel folgen, bis wir bei Nancy in den Vogesenkanal einbiegen.
Mit dabei ist Werner, den wir von vielen Messen kennen, und sein Fahrrad. Er begleitet uns heute ein Stück. Am Mittag setzen wir ihn dann wieder ab und er fährt mit seinem Rad nach Hause. Gleich nach dem Kaiserdenkmal bremst die erste Schleuse unsere Fahrt: Ein Fahrgastschiff ist vor uns und wir müssen uns geduldig auf der Stelle halten. Eine Stunde später dürfen wir endlich schleusen und unsere Moselfahrt kann beginnen. Gleich hinter Koblenz zieht die Mosel alle Register. Alte Fachwerkörtchen drängen sich am Ufer, umrahmt von sanften Hügeln, Weinbergen, Burgen und Schlössern. Wir sind begeistert und der Tag vergeht wie im Flug. 42 Kilometer schaffen wir heute. Am Abend erreichen wir Treis-Karden. Unser Flussführer verspricht eine schöne Übernachtungsmöglichkeit beim Campingplatz „Mosel-Islands“. Leider ist der kleine Hafen schon Pickepacke voll und wir haben nicht reserviert – ein Fehler. Ganz hinten im seichten Bereich finden wir noch einen Platz an einem Schwimmsteg und sind wieder einmal froh an DUDEs aufholbarem Schwert.
Vorbei geht die Fahrt an Alken und Cochem
Ediger – einfach nett!
Am nächsten Abend erreichen wir Ediger-Eller. Die gastfreundliche Gemeinde hat einen kleinen Steg gebaut, der Besuchern frei zur Verfügung steht. Es ist allerdings ein etwas wackeliges Konstrukt und wahrscheinlich nicht für 12 Meter Yachten gedacht. Wir sagen uns, dass DUDE ein leichtes Aluminiumschiff ist und machen fest.
Ediger ist einfach sehr, sehr nett. Das kleine Fachwerkörtchen hat sich herausgeputzt, die alten Häuser sind alle liebevoll restauriert. Es gibt einen Bäcker, viele Weinstuben und verwinkelte Kopfsteinpflastergässchen, in die sich nur wenige Besucher verirren. Wir beschließen, auch morgen hier zu bleiben. Das Wetter ist inzwischen regnerisch und windig, die Weinstuben sind gemütlich und warm. Aus einem Ruhetag werden zwei. Ediger ist einfach zu schön.
Hier ist noch meine kleine Ediger Galerie
(zum Anschauen einfach anklicken)
Unser nächster Halt ist beim Weingut Geierslay. Die Geierslay ist ein ehemaliges Klostergut und besteht seit rund 800 Jahren. Seit mehr als 750 Jahren betreibt die Familie Kilbur hier Weinbau. Ein solider Holzsteg direkt vor dem Weingut mit Straußenwirtschaft, Terrasse und 1A Moselblick lädt zum Anlegen ein. Auf Nachfrage dürfen wir hier übernachten. Bald sitzen wir zufrieden auf der Terrasse und lassen uns die hauseigenen Produkte zu einem leckeren Flammkuchen schmecken. Einige Flaschen Geierslay wandern in die Strauräume von Dude bevor wir am nächsten Morgen weiterfahren.
In Trier
Am 28. Juni erreichen wir Trier. Wir sind gespannt auf die alte Römerstadt. Der Flussführer macht uns wenig Hoffnung auf einen zentrumsnahen Anlegeplatz. Daher freuen wir uns, als wir gleich nach der Schleuse Trier einen etwas wackeligen Schwimmsteg erspähen. „Marineverein Trier“ prangt am Tor. Das hört sich gut an und wir machen fest. Jetzt liegen wir zwar zentrumsnah, sind aber eingesperrt – einsam liegt der Steg in der Nachmittagssonne.
In Trier: Marineverein und Porta Nigra
Ein Aushang gibt Auskunft über die Telefonnummer des Verantwortlichen. Man ist erstaunt, Gäste sind hier selten. Da DUDE ein Leichtgewicht ist und unter 8 Tonnen wiegt, dürfen wir bleiben. Mehr hätte der klapprige Steg wohl auch nicht ausgehalten. Kurz nach unserem Anruf nähert sich von flussaufwärts eine urige Motorbarkasse mit einem älteren Herrn an Bord. Ich bezahle unser Liegegeld, erhalte den Schlüssel zum Tor und viele Tipps für unsere Weiterreise durch Luxemburg und Frankreich.
Zur Fuß machen wir uns auf nach Trier. Wir besichtigen die Porta Nigra, ansonsten finden wir die älteste Stadt Deutschlands aber wenig spektakulär. Bald treten wir den Heimweg an.
Am nächsten Tag, erreichen wir Luxemburg. Die Mosel ist hier Grenzfluss. Am einen Moselufer ist Deutschland, am anderen Luxemburg. Als ich die erste Gastflagge dieser Reise setze, bekommt mein Gefühl des Unterwegsseins einen gewaltigen Schub.
Am späten Nachmittag sind wir bereits kurz vor Schengen. Auf der deutschen Seite der Mosel lockt der öffentliche Anleger der Gemeinde Besch-Perl mit einem Premium-Übernachtungsplatz direkt vor dem kleinen Ort. Hier gefällt es uns so gut, dass wir gleich einen Tag bleiben.
DUDE in Besch
Frankreich
In Schengen überqueren wir die Grenze zu Frankreich. Das befahren der französischen Flüsse und Kanäle ist gebührenpflichtig. In Koenigsmacker, unserer ersten Schleuse in Frankreich, gibt es ein Verkaufsbüro der französischen Kanalbehörde VNF. Ich kaufe gleich eine Monatsvignette. Nun haben wir genügend Zeit für unsere Reise durch Frankreich.
Es läuft gut und wir machen Strecke. Kurz vor Metz wollen wir noch einmal übernachten, um am nächsten Tag nicht allzu spät im zentral gelegenen Stadthafen einzutreffen. Wir haben gehört, dass es dort normalerweise sehr voll ist.
Unser Flussführer verspricht eine Anlegemöglichkeit bei einem Segelclub in schöner Natur mit großem Clubhaus und Terrasse. Wir freuen uns schon auf ein kühles Bier zum Abendessen unter freiem Himmel. Leider ist das Clubhaus des Cercle de Yachting gerade nicht bewirtschaftet und der Anleger stark versandet. Mit aufgeholtem Schwert liegen wir auf 1,20 m Wassertiefe. Dafür ist das Liegen hier umsonst und die Natur ist wie versprochen schön.
In der Nacht ziehen heftige Gewitter über uns hinweg und wir sind froh, dass Dude sicher vertäut an einer massiven Betonmole liegt. Das Wetter bleibt auch am nächsten Tag schlecht, sodass wir unsere Weiterfahrt nach Metz erst einmal verschieben und es uns im warmen Bauch von DUDE gemütlich machen.
In Metz
Stadthafen Metz
Am nächsten Tag sind es nur noch 10 km bis Metz und so sind wir schon vor dem Mittagessen da. Um diese Zeit sind im Stadthafen noch viele Liegeplätze frei und bald bummeln wir entspannt durch die engen Gassen der Stadt. Abends gönnen wir uns ein leckeres Essen in dem hübschen Gartenlokal gleich gegenüber unserem Hafen.
Metz: Abendessen mit Blick auf DUDE
So gestärkt machen wir uns am nächsten Morgen auf zur letzten großen Etappe auf der Mosel. 61 Kilometer und 4 Schleusen sind es bis nach Nancy.
Die letzte Etappe auf der Mosel
Heute ist schon der 3. August und es ist noch weit bis zum Meer. Vorbei mit der Bummelei, so langsam müssen wir Strecke machen! Früh am Morgen fahren wir los, damit wir es heute auf jeden Fall bis Nancy schaffen. Flott geht es voran und am Nachmittag verlassen wir die Mosel und biegen in den engen Kanal von Nancy ein.
Gleich vor der ersten Schleuse die Bewährungsprobe: Um in die Schleusenkammer zu gelangen müssen wir unter einer sehr, sehr niedrigen Brücke durchfahren. Wird es reichen oder ist unsere Windgeneratorhalterung zu hoch? Das wäre Pech, denn die Halterung ist angeschweißt. Es bliebe dann nur der Griff zur Flex. Es ist dann auch sehr, sehr eng aber die Sache geht gut aus. Mindestens einen Hand passt zwischen Generatorhalterung und Brücke.
Die kleine Schleuse No. 27 entlässt uns in eine andere Welt. Die Großschifffahrtsstraße Mosel mit ihren Dicken Pötten, ihrem regen Verkehr und den riesigen Schleusen, erscheint weit, weit weg. Zunächst wechseln sich Dörfer und Industriegebiete ab. Dann wird es urbaner und wir erreichen Nancy. Noch zwei Drehbrücken und wir sind im Bassin des Stadthafens. Der Hafen ist eng und voll, doch gegenüber an der Mole finden wir einen freien Platz und machen zwischen zwei riesigen Hausbooten fest. Ins Zentrum von Nancy sind es von hier aus nur ein paar Gehminuten.
Mit dem Bordfahrrad zum Place Stanislas
Nancy hat einiges zu bieten. Die Herzöge von Lothringen haben hier residiert und viel Prunk und Gold hinterlassen. Überwältigt von der Pracht vergangener Jahrhunderte stehen wir auf dem wunderbaren Place Stanislas, seit 1983 gehört das Ensemble schon zum UNESCO Weltkulturerbe – zu Recht wie wir finden. Aber auch sonst hat Nancy viel zu bieten. Es ist eine junge, weltoffene Stadt mit viel Flair und Charme. Hier könnten wir länger verweilen. Dennoch brechen wir nach zwei Tagen wieder auf. Der romantische Vogesenkanal lockt uns.