Vor dem (Segel-) Vergnügen haben wir eine Menge Arbeit um DUDE vom Flusskahn in ein stolzes Segelschiff zu verwandeln. Vor allem muss der Mast gestellt werden. Bei dieser Gelegenheit wollen wir die komplette Mastelektrik erneuern und die neue LED Positionsbeleuchtung, die beiden LED Salingleuchten und den Deckstrahler montieren. Auch müssen einige Wanten getauscht, die neue Rollfock-Anlage angepasst und aufgebaut werden, und, und, und..
Vom Flussschiff zum Segelschiff
Für die Arbeiten und das Maststellen verlegen wir uns in den nahen Hafen Port Napoléon. Für die Riggarbeiten und die Rollfock-Anlage holen wir uns Hilfe, alles andere erledigen wir selbst.
Nach einer Woche Arbeit ist es soweit und unser Mast kann gestellt werden. Der Kran wird angeworfen, das erfahrene Team werkelt zielsicher und schon nach kurzer Zeit steht unser Mast. Wir fahren zurück an unseren Liegeplatz. Dort werden die Feineinstellungen am Rigg erledigt und wir schließen die Elektrik an. Alles funktioniert und wir sind zufrieden.
Nachdem alles fertig ist fahren wir zurück in den Stadthafen von Port St. Louis. Dieser ist um einiges günstiger und zentraler als der etwas abseits gelegene Port Napolélon. Dort angekommen kaufen wir ein und erledigen viele Restarbeiten. Irgendwann sind wir fertig und segelbereit.
Olaf hat eine Mitfahrgelegenheit nach Deutschland und holt unser Auto nach. So motorisiert machen wir Ausflüge in die Camargue, nach Aix-en-Provence und in den Lubéron. Mit dem Auto wollen wir im Oktober nach Stuttgart zurück fahren um pünktlich zu Beginn der Hanseboot zuhause zu sein.
Törn zur Île de Porquerolles
Wir planen einen Törn zur Île de Porquerolles um unsere neue Ausrüstung – die Segel, den Wassermacher, unser neues AIS und andere Neuanschaffungen zu testen – und um einfach wieder einmal zu segeln. Seit 10 Jahren warten wir auf diesen Moment.
Am 21. September ist es endlich soweit. Wir lösen die Leinen und laufen aus. Heute segeln wir bis zur Île Ratonneau, einer der Marseille vorgelagerten Inseln. Wir ankern auf der der Stadt zugewandten Seite. Nach Einbruch der Dunkelheit haben wir einen Logenplatz mit Premium Blick auf das lichterfunkelnde Marseille. Da kann uns auch der Party-Katamaran nicht stören, der gegen 22.oo Uhr unter wummernden Bässen bei uns in der Bucht vor Anker geht. Wir halten mit Bob Marleys „Legend“ dagegen. Irgendwann kehrt Ruhe ein und wir erleben eine friedliche Nacht.
Weiter geht es entlang der Küste bis nach Sanary-sur-Mer. Die nahe Île des Embiez – Privatinsel des Pastis-Königs Paul Ricard – bietet einen gegen die gerade herrschenden Südwinde geschützten Ankerplatz.
Am nächsten Tag erreichen wir gegen Abend den Ankerplatz Plage d´Argent auf Porquerolles. Die Insel ist ein Schatzkästchen der Natur und steht unter strengem Schutz. Es gibt nur Staubpisten, ein einziges (Luxus-)Hotel und im kleinen Örtchen vereinzelte Bed & Breakfast Unterkünfte. Wenn die Tagestouristen mit der letzten Fähre abgelegt haben kehrt Ruhe und Frieden ein in dieses Mittelmeeridyll. Wir waren schon 2005 auf unserer ersten Reise hier. Es hat sich nicht viel verändert, die Insel ist wie aus der Zeit gefallen.
Die Tage auf Porquerolles vergehen mit Lesen, Baden, kleinen Wanderungen. Einmal mieten wir uns Fahrräder und erkunden die entlegenen Ecken der Insel.
Plage de la Courtade
Nach einigen Tagen verlegen wir uns in die nächste Traumbucht, näher beim Ort. Ein Szenenwechsel kann ja nicht schaden. Unsere Segelfreunde Uli und Martina vom Kat Baradal, die wir aus Port St. Louis kennen, ankern inzwischen neben uns und wir verbringen einen schönen Abend. Es ist wie in alten Zeiten!
Es ist jetzt schon der 2. Oktober und der Sommer neigt sich seinem Ende zu. Wir müssen so langsam an unsere Rückkehr nach Stuttgart denken. Nur sehr ungern gehen wir Anker auf und machen uns auf den Rückweg nach Port St. Louis. Dort haben wir schon vor unserer Abfahrt einen Winterliegeplatz für DUDE gebucht.
Die Calanques
DUDE in der Calanque de Morgiou
Auf dem Rückweg übernachten wir in der Calanque de Morgiou. Die Calanques sind zwischen Marseille und Cassis. Hohe Berge stürzen hier steil ins Meer. In einigen der fjordähnlichen Calanques ist das Ankern bei ruhigem Wetter möglich und ein spektakuläres Erlebnis. Bei Starkwind sollte man die Calanques aber besser meiden, heftige Fallböen stürzen sich dann von den steilen Felsabbrüchen auf die Ankernden hinab. In den Calanques wird es schnell tief und so liegen wir auf 15 Meter Wassertiefe. Normalerweise ankern wir auf 3 bis 7 Metern.
Ein Wanderweg mit Klettersteigcharakter führt entlang der Küste von Marseille bis Cassis. Wir packen unseren Tagesrucksack und wandern einen Teilabschnitt. Begeistert kehren wir am Nachmittag auf unser Boot zurück.
Abendstimmung in den Calanques
Es kommt wie es kommen muss. In der Nacht beginnt es zu wehen. Böen zerren an unserem Anker. Es dauert auch nicht lange bis dieser trotz vieler Meter Kette seinen Halt verliert und wir in Richtung offenes Meer treiben. Wir geben unsere gesamten 70 Meter Edelstahlkette und auf 25 Meter Tiefe greift der Anker wieder. An Schlaf ist in dieser Nacht nicht mehr zu denken und im Morgengrauen machen wir uns auf in Richtung Port St. Louis. Dort wartet der sichere Hafen.
Zurück im Stadthafen von Port St. Louis bereiten wir DUDE auf den Winter vor. Es gilt 1000 Dinge zu erledigen und zu bedenken. Wir verpacken die Segel, die Sprayhood – überhaupt alles Textile soll nicht dem Wintermistral ausgesetzt werden. Der Motor wird eingewintert, der Wassertank entleert und unser Wassermacher konserviert. Wir packen unsere Taschen und laden alles ins Auto.
Dann geht es schnell. Ein Traktor nimmt DUDE huckepack und fährt unser Boot zu seinem Winterstellplatz.
Eine letzte Nacht schlafen wir an Bord. Am nächsten Morgen machen wir uns auf die Rückreise nach Stuttgart. Im April 2018 kommen wir wieder und unsere Reise geht weiter. Wir freuen uns auf die Segelsaison 2018!