Tag 8: 22.08.2008: Lyon – Crèches-sur-Saône
69 km; 09 Std. 20 min, Schleusen: 2; Liegegebühren: 7,50, Strom: 6,00 €
Fahrt durch Lyon und seine Vororte. Nach Lyon wird die Landschaft sanft und grün, Kühe weiden an Flussauen, vereinzelte Villen stehen am Wasser – Bilderbuchfrankreich.
16.00 Uhr: Ein heftiges Gewitter zieht direkt über uns hinweg. Sintflutartiger Regen, Blitz und Donner lassen sanfte Auen im Grau versinken. Gut so, denn wir können uns nun voll darauf konzentrieren die orkanartigen Böen abzuwettern, die DUDE aus der Fahrrinne hinaus gen Ufer schieben.
Wir haben genug für heute, da kommt der nette Bootsanleger beim Campingplatz von Crèches-sur-Saône gerade recht. Eine heiße Dusche und ein Baguette später sieht die Welt schon wieder freundlicher aus.
Tag 9: 23.08.2008: Crèches-sur-Saône – Anlegeponton Gergy
72,5 km; 10 Std. 50 min, Schleusen: 1 ; Liegegebühren: Keine
Viele Motorstunden durch das grüne Herz Frankreichs. Kaum am Anlegeponton festgemacht, bekommen wir Besuch. Der französische Zoll mag nicht glauben, dass A: Unser Boot uns gehört, B: Wir wir sind, C: Wir keine Drogen an Bord haben und D: Die Mehrwertsteuer für DUDE bezahlt wurde (und daher nicht nochmals kassiert werden kann). Die Überprüfung der Schiffspapiere (inklusive nicht enden wollender Telefonate mit wem auch immer), der Werftrechnung und des Logbuchs (Unergiebig, da Sauklaue, und auf Deutsch), sowie das Durchsuchen von DUDE bleiben ergebnislos. Man lässt uns enttäuscht laufen.
Tag 10: 24.08.2008: Anlegeponton Gergy – Dôle (Rhein-Rhône-Kanal)
76,5 km; 11 Std. 30 min, Schleusen: 11
Morgens dicke Nebelsuppe über dem Fluss, vom Steuer aus ist der Bug nicht zu sehen. Im Blindflug geht es trotzdem weiter gen Norden, hoffend, dass unsere Fahrt nicht vor dem Bug eines dicken Pottes endet. Erst gegen 11.30 Uhr dringen die ersten Sonnenstrahlen zu uns durch.
Zwei letzte Schleusen auf der Saône, bei Saint-Symphorien-sur-Saône dann die Einfahrt in den Rhein-Rhône-Kanal. Der Schleusenwärter überreicht uns die Fernbedienung für die Schleusen hier im Kanal. Nahzu alle sind inzwischen vollautomatisch und werden von den Bootfahrern per Knopfdruck bedient.
Sollte doch einmal etwas schief gehen zieht Bootfahrer einfach an der Not-Aus-Stange in der Schleuse oder ruft bei der Kanalbehörde an. Früher oder später fährt ein Peugeot vor und die Schleuse wird von einem Mitarbeiter der Kanalbehörde wieder in Betrieb gesetzt.
Schleusenwärter sind inzwischen weitgehend überflüssig geworden, ihre pittoresken Häuschen nur noch Kulisse (oder Technikraum). Ein Stück ursprüngliches Frankreich, wie wir es 2004 und 2005 bei unseren ersten Fahrten durch den Kanal noch kennenlernen durften, ist für immer verloren.
Abends in Dôle liegen wir am Anleger vor der Stadt. Die Pizzabarkasse versorgt uns mit Funghi und Quattro Formaggi.
Tag 11: 25.08.2008: Dôle – Anlegestelle Thoraise
39,8 km; 07 Std. 40 min, Schleusen: 12; Liegegebühren: Keine
Eindeutig auf dem Rhein-Rhône-Kanal unterwegs: Schleuse folgt auf Schleuse. Der Kanal, die Schleusen, selbst die Dörfer, die wir passieren – alles erscheint wie eine Miniaturausgabe der Rhône. Wir tauchen ein in das ländliche Frankreich. Es ist so unwirklich schön hier, fast schon ins Kitschige abgleitend.
Abends am Anlegesteg Thoraise inmitten in der Natur, zwischen Schleuse Nr.56 und dem Tunnel, den wir morgen durchfahren werden. Wir kennen diesen Platz von unserer Reise ins Mittelmeer 2005. Schon damals waren wir begeistert. Auf dem Bordgrill bruzzeln leckere Steaks und eisgekühltes Bier rinnt durch die durstige Kehle. Die vielen Motorstunden bescheren uns volle Bordbatterien und in unserem Kühlschrank herrschen arktische Temperaturen.
Tag 12: 26.08.2008: Anlegestelle Thoraise – Baume-les-Dames, Steg vor dem Campingplatz
52,2 km; 10 Std. 30 min, Schleusen: 17; Liegegebühren: 8 €, Duschen: 1 €
Heute haben wir eine lange Etappe vor uns und starten bereits um 8.15 Uhr. Zunächst folgt die Strecke dem natürlichen Lauf des Flusses Doubs, bevor dieser bei Rancenay wieder in den Kanal mündet. Zunächst kommen wir gut voran, dann müssen wir warten. Zwischen 12.30 Uhr und 13.30 Uhr läuft hier nichts. Die Schleusenwärter machen Mittagspause, auch die automatischen Schleusen sind über Mittag zu – Déjeuner. Das ist in Frankreich wichtig. Wir machen vor der Schleuse fest und nutzen die Wartezeit für ein Mittagschläfchen. Kurzer Adrenalinschub bei der letzten Schleuse des heutigen Tages: Es sind nur noch wenige Minuten bis zum Schleusenschluss pünktlich um 18.30 Uhr, der Anleger gleich hinter der Schleuse ist schon in Sichtweite, wir melden uns wie immer mit der Fernbedienung an und – nichts, keine Reaktion, der Funkkontakt zur Schleuse wird nicht hergestellt. Nach dem dritten klappt es dann doch. In Baume-les-Dames liegen wir mit eingeholtem Schwert auf nur 1 Meter Wassertiefe an einem etwas wackeligen Steg vor dem Campingplatz.
Tag 13, 27.08.2008: Baume-les-Dames, Steg vor dem Campingplatz – L`Isle-sur-le-Doubs
29,2 km; 5 Std. 40 min, Schleusen: 14; Liegegebühren: Keine
Start am Morgen bei dichtem Nebel. Den ganzen Tag verfolgen uns zwei dicke Motorboote. Da wir aber immer eine Schleuse Vorsprung haben und die Fahrtzeit zwischen den Schleusen nur kurz ist, können sie uns nicht einholen. 27 PS gewinnen gegen 200 PS – Im Rhein Rhône Kanal ist das möglich.
In L`Isle-sur-le-Doubs ist der Supermarkt am Kanal gelegen, samt bequemen Anlegesteg direkt davor. Wir nutzen das Angebot und kaufen ordentlich ein. Dann passieren wir die Stadtschleuse und machen am Anleger mitten im Ort fest. Abends gibt es Gambas vom Bordgrill mit Aioli und frischem Baguette – Supermarkt sei Dank.
Tag 14, 28.08.2008: L`Isle-sur-le-Doubs – Halte Nautique hinter der Schleuse No.9
30,9 km; 7 Std. 30 Min, Schleusen: 16; Liegegebühren: Keine
Wieder Nebel, der sich zäh bis in die Mittagsstunden hält. Wir kommen gut voran. Passieren heute Montbéliard, so dichte Besiedelung sind wir nach der vielen Natur gar nicht mehr gewohnt. Nach Montbéliard wird es wieder idyllisch. Die Fahrt durch eine historische Drehbrücke verzögert sich – die Schleusenwärter machen Mittagspause. Dumm nur, dass wir vor der geschlossenen Brücke nirgends anlegen können. 20 Minuten versuchen wir uns mit Vor- und Rückwärtsfahren in der Kanalmitte zu halten, bis die Wärter aus dem Restaurant zurückkommen und die Brücke für uns öffnen.
Auf den Anlegesteg hinter der Schleuse Nummer 9 haben wir uns schon gefreut. Es ist einer der schönsten Übernachtungsplätze dieser Flussreise. Der gepflegte Schwimmsteg liegt völlig alleine inmitten eines Waldes mit Blick auf die historische Schleuse No. 9: Die perfekte Idylle.
Tag 15 29.08.2008: Halte Nautique hinter der Schleuse No. 9 – Dannemarie
23,1 km, 6 Std. 15 Min., Schleusen: 20, Liegegebühren: 8 €, Duschen: 2 €
Wir erreichen die Scheitelhaltung des Rhein-Rhône-Kanals. Bisher ging es hinauf, wir waren Bergfahrer, nun geht es hinab gen Rhein – und das auf kurzem Weg. In den nächsten beiden Tagen folgt Schleuse auf Schleuse. Ausgeklügelte Schleusentreppen befördern die Bootfahrer in kürzester Zeit hinunter nach Niffer am Rhein.
Um die Sache zu beschleunigen, wird jedem Boot ein persönlicher Schleusenwärter zur Seite gestellt, der auf dem Mofa nebenherfährt und die Schleusen bis zu unserem Eintreffen vorbereitet.
Eine rechtzeitige Anmeldung bei der Kanalverwaltung ist für die Schleusungen ist Pflicht, das haben wir vor 3 Tagen brav erledigt. Wir werden zusammen mit einem weiteren Segler geschleust. Beide Boote passen gerade in die Schleusenkammer.
Das ständige an – und Ablegen ist ganz schön anstrengend. Erschöpft erreichen wir den Hafen von Dannemarie.