Zurück über den Teich

Staniel Cay gefällt uns besonders gut und so beschließen wir die Woche bis zu unserer Abfahrt in Richtung Europa hier zu bleiben. Der Ankerplatz bietet einen spektakulären Ausblick auf die Thunderball Grotte. Im nahen Staniel Cay Yacht Club gibt es leckeres Essen, kaltes Bier und gratis Internet.

Der richtige Ort, um vor dem anstrengenden Atlantik Törn noch einmal zu entspannen.

Es gibt hier viele Rochen und Ammenhaie. Sie werden von den Sportfischern angelockt, die abends vor dem Yachtclub ihren Fang zerlegen und ihre Überreste ins Wasser werfen, genau neben dem Dinghi-Dock. Beim Anlanden sind wir dann auch von den (hoffentlich) harmlosen Ammenhaien umkreist. Wir achten trotzdem darauf beim Ein- und Aussteigen nicht daneben zu treten.

Staniel Cay Yachtclub, Exuma, Bahamas
Staniel Cay Yachtclub

Die Tage vergehen und wir werden schon wehmütig ob unserer baldigen Abreise aus diesem Paradies. Wir können uns nicht satt sehen an den Farben der Exumas. Alles ist Blau, alles ist Licht.

Die Grotte

Mehrmals beschnorcheln wir die nahe Thunderball-Grotte. Hier wurde der gleichnamige James Bond Film gedreht. Die Grotte ist inmitten einer kleinen Insel nahe Staniel Cay, die nur per Boot zu erreichen ist. Das Inselchen ist mehr oder weniger hohl mit einer Öffnung in der Decke, durch die gefiltertes Sonnenlicht in die Grotte dringt.  Eine Boje wurde ausgebracht, an der die Schnorchler ihre Dinghis festmachen können. Durch nur bei Ebbe teilweise über Wasser liegende Felsspalten, gelangt man in die berühmte Grotte. Unter Wasser ist alles voll von bunten Korallen und Schwärmen zutraulicher Fische. Man kann hier nur bei Stillwasser, einmal am Tag, für ca. eine halbe Stunde schnorcheln. Sonst sind die Strömungen in der Grotte zu gefährlich. Ich fahre fast täglich mit dem Dingi zu diesem fantastischen Ort, Olaf etwas seltener.

Schnorcheln Thunderball Grotte
Fishfaces

Abschied

Es ist jetzt schon Mitte Mai und wir müssen aufbrechen, um die gefährdeten Bahamas rechtzeitig vor der Hurricansaison, die offiziell im Juni beginnt, hinter uns zu lassen. Schweren Herzens verstauen wir unser Dinghi unter Deck, nehmen Abschied von den Tropen und setzen die Segel. Wir sind uns sicher: In die Bahamas wollen wir eines Tages zurückkehren. Es gibt hier noch so viel zu sehen.

Eine letzte Nacht ankern wir vor Eleuthera. Am 11. Mai fahren wir hinaus. Der Nordatlantik liegt vor uns. Nahezu 3000 nasse und teilweise stürmische Meilen gilt es nach Osten zu segeln, bevor wir Horta auf den Azoren erreichen.

Eleuthera, Bahamas - Abendstimmung
Abschied von den Tropen, Eleuthera

Horta, Azoren: 3000 Seemeilen voraus

Die ersten Tage der Atlantiküberquerung lassen sich ruhig an. Wir dümpeln bei leichten Winden dahin. In den Nächten ziehen jedoch heftige Gewitter an Dude vorbei. Mit etwas Glück können wir den einzelnen Zellen ausweichen. In einer Wolke zählen wir 30 Blitze pro Minute. Ein unheimliches, beängstigendes Spektakel.

Atlantiküberquerung, der Alltag
Nasser, grauer Atlantik
Dreck verstopft die Dieselleitung – Olaf als Mechaniker

Auf Höhe der Bermudas zieht eine Kaltfront über uns hinweg. Sie hinterlässt neben Gegenwind, der allerdings nur einen Tag anhält, auch regnerisches Wetter, das uns für einen Großteil der Reise begleitet. Die Tiefdruckgebiete ziehen dicht hinter uns nach nordosten. Mit etwas Glück, guten Wettervorhersagen und Dude’s Schnelligkeit erwischt uns aber keines direkt. Wir segeln über Tage hoch am Wind, Dude bolzt in Schräglage gegen die Seen an. Alles ist nass, schräg und ungemütlich. Selbst die einfachsten Tätigkeiten erfordern akrobatisches Geschick. Unser Leben ist auf die notwendigsten Handlungen reduziert. Zum Glück steuert unsere Selbststeueranlage zuverlässig und so verbringen wir die meiste Zeit unter Deck.

Abgesehen vom Wetter können wir aber zufrieden sein. Der Wind ist gut und stetig, unsere Etmale (in 24 Stunden in Richtung auf das Ziel gesegelte Meilen) liegen stetig bei über 100 Seemeilen . Die seltenen windstillen Phasen können wir mit wenigen Motorstunden überbrücken.

Es gibt sie aber auch, die schönen Tage, mit Backstagbrise und Sonne. Dann werden unsere klammen Decken und Schlafsäcke im Cockpit ausgebreitet, wir duschen, lüften und räumen das Schiff auf, freuen uns am Segeln – bis uns das nächste Tief oder Schlechtwettergebiet einholt. Kurz vor dem Ziel zeigt uns der Atlantik noch einmal die Zähne. 24 Stunden lang herrscht Starkwind bis Sturm. Wir laufen mit minimaler Besegelung ab. In den ständig einfallenden Böen erreicht der Wind über 40 Knoten, eine beängstigende See baut sich auf. Wir müssen von Hand steuern, da unsere Windsteueranlage bei den heftigen Seen nicht mehr exakt Kurs hält und wir unter allen Umständen vermeiden wollen quer zu den Wellen zu kommen. Aber auch unseren Sturm überstehen wir ohne größere Schäden.

Atlantiküberquerung, Bahamas zu den Azoren
Atlantik: Schönes segeln  – Azoren voraus