Herrliches Archipel! Drei Tage ankern wir vor Francisquis, erkunden die Umgebung, schnorcheln und genießen.
Dann geht es weiter nach Nordisqui. Dieser spektakuläre Ankerplatz ist gegen die offene See nur durch das Außenriff geschützt. Wir liegen dahinter wie im Ententeich, während die Brecher gegen das Riff donnern. Unsere Umgebung ist überwältigend. Das Wasser schimmert in allen Blau- und Grüntönen, unterbrochen nur von kleinen Sandbänken. Keine hohen Inseln stören die Weite. Auf den Sandbänken werden tagsüber vereinzelte Urlauber aus Gran Roque abgesetzt und nach einem Tag Robinson-Feeling gegen Abend wieder abgeholt. Welche Sandbänke gerade “besetzt” sind, erkennt man an den vereinzelten Sonnenschirmen, die jeden Tag an einer anderen Stelle direkt aus dem Riff zu wachsen scheinen.
Auf den Los Roques erreichen wir den westlichsten Punkt unserer Reise. Cayo de Agua liegt auf 11°49 Nord und 66°57 West. Von hier ab geht es in Richtung Heimat. Wir stellen diese Tatsache etwas wehmütig fest. Schon fast 1 1/2 Jahre sind wir jetzt unterwegs, unsere schöne Reise vergeht viel zu schnell !
Cayo de Agua
Wir ankern vor beeindruckenden Sanddünen auf denen vereinzelte Palmen wachsen. Hier auf dem Cayo de Agua gibt es Wasserlöcher, in denen sich etwas Süßwasser sammelt. Das Wasser ist grün und brackig, hat aber schon seit dem Anbeginn der Zeit Menschen die auf die Inseln kamen, vor dem Verdursten bewahrt. Auch der ein oder andere Segler in Wassernot soll sich hier schon versorgt haben. Wir sind in Anbetracht der Stinkbrühe froh, dass wir noch genügend Frischwasser in unseren Tanks haben.
Unterbrochen durch einem kurzen Versorgungsstop auf Gran Roque, kreuzen wir vom Cayo de Agua zurück nach Franciscuis. Wie wir über Email erfahren haben, sind unsere Segelfreunde Beate und Detlef mit ihrer “Kira von Celle” gerade dort. Sie wollen weiter nach Westen in Richtung Panama, während wir zurück in den Antillenbogen segeln. Wir freuen uns, die Beiden noch einmal zu treffen, denn jetzt heißt es endgültig Abschied nehmen, unsere Wege trennen sich hier.
Zwei Wochen sind wir nun schon auf den Los Roques. Langsam wollen wir den Rückweg nach Isla Margarita antreten. Die Rücktour ist gar nicht so einfach, da der Wind praktisch immer aus Ost weht, also genau aus der Richtung in die wir wollen. Wir haben Glück, ein schwacher Nordost Wind stellt sich ein. Wir können teils segelnd, teils motorsegelnd La Tortuga direkt anlegen. Schon am Morgen des nächsten Tages sind wir dort. Den Tag über ruhen wir uns aus. Der nur schwache Gegenwind hält an, was günstig ist, wenn man gegenan muss. Wir setzen daher noch am selben Abend Kurs auf die Isla Margarita ab. Wir motoren die 90 Seemeilen nach Margarita durch eine ruhige, sternenklare Nacht. Am Morgen, wir sind gerade an der Westspitze von Margarita angelangt, wird die Strömung immer stärker. Wir erreichen unter Maschine gerade noch eine Geschwindigkeit von 3 Knoten über Grund. Kurzentschlossen laufen wir die Isla Coche an. Dort lassen wir unseren Sommertörn zu den Offshore Inseln Venezuelas gemütlich ausklingen.
Wieder in Porlamar
Am nächsten Morgen gehen wir mit dem ersten Tageslicht ankerauf, drei Stunden später sind wir wohlbehalten zurück in Porlamar. Wir stürzen uns sofort ins Einkaufsgetümmel. Morgen ist der 17. Oktober, Olafs Geburtstag und wir haben zahlreiche Segelfreunde zur Party eingeladen. Da muss unsere leere Bilge wieder gut aufgefüllt werden. Im quirligen Einkaufszentrum erleben wir einen regelrechten Kulturschock nach den vergangenen fünf Wochen der Einsamkeit.
Olafs Geburtstag ist dann ein voller Erfolg. Zur Happy Hour lädt er in die “Sunset Bar und Grill” ein. Es gibt Hamburger mit Pommes, dazu eisgekühlte Polarcitas, das lolkale Bier. Dann setzten wir alle mit den Dinghis zu Dude über, dort wird weitergefeiert wie es sich gehört. Noch lange sitzen wir mit unseren Freunden im Cockpit und lassen Olaf hochleben.
Den Rest des Oktobers verbringen wir damit, uns im Einkaufsparadies Isla Margarita bis über die Luken zu verbunkern. Insbesondere Diesel und Benzin sind hier in Venezuela fast umsonst. Auch Lebensmittel und Getränke kosten erheblich weniger als in den Antillen. Wir machen viele viele Einkaufsfahrten. Es wird gestaut, umgestaut, neugestaut, verzweifelt nach weiteren Stauräumen gesucht, zusätzliche Dieselkanister werden besorgt und an Deck verzurrt. Als wir Ende Oktober endlich fertig sind, liegt Dude ganz schön tief im Wasser.
Der Törn zurück nach Grenada gilt als hart, muss man doch ca. 140 Seemeilen gegen Wind, Welle und Strom ankämpfen. Das nächste Wetterfenster das sich auftut wird genutzt. Am 2. November lichten wir den Anker in Porlamar, dieses Mal endgültig. Mit einem Zwischenstopp auf den Los Testigos, geht es direkt nach Grenada.